Kommentar des Vorstand-Teams des Nationalen MINT Forums, Indra Hadeler und Prof. Carsten Busch, zur SINUS-Studie der Deutschen Telekom Stiftung.
„Die vorliegende Studie zeigt sehr deutlich, dass Kinder und Jugendliche sich dann für MINT-Inhalte interessieren, wenn sie disziplinübergreifend und praxisnah sind. Des Weiteren zeigt die Auswertung, dass ein „privates MINT-Interesse“ (z. B. Schrauben am eigenen Fahrrad oder Coding) selten Bezüge zum schulischen Lernen aufweist, also von Schüler:innen keine direkten Bezüge zu den MINT-Fächern hergestellt werden können. Die Studienautorinnen begründen dies mit der Wahrnehmung von Schule als einem in sich geschlossenem System. Dies führt auch dazu, dass selbst diejenigen, die gut in den jeweiligen Fächern (hier: Mathematik, Physik, Chemie) zurechtkommen, eher selten einen MINT-Beruf für sich in Betracht ziehen. Auch in diesem Fall können jedoch die übergreifenden und praxisnaher gestaltendende Fächer mehr überzeugen: Das übergreifende Fach Naturwissenschaften „NaWi“ inspiriert eher dazu, später in einem MINT-Beruf zu arbeiten. Hier scheint die Praxisnähe ebenfalls ein entscheidender Faktor zu sein.
Die Erkenntnisse aus dieser Studie sind aus Sicht des Nationalen MINT Forums:
- Den MINT-Unterricht praxisnäher gestalten. Auch die Fächer Physik, Mathematik, Chemie und Informatik sollten über die Lerninhalte vermitteln können, wie und wo sie in der Praxis anwendbar wären. Ein stärker projektbasierter Unterricht kann bessere Praxisbezüge herstellen.
- Interdisziplinarität in der MINT-Lehre und im MINT-Lernen stärker mitdenken. Dies ist kein Plädoyer für die Aufweichung der Fächergrenzen. Aber wenn der „NaWi“-Unterricht von den Kindern und Jugendlichen als deutlich praxisnäher wahrgenommen wird, sollten man diese Erkenntnisse auch in anderen Fächern nutzen.
- Digitale Lehr- und Lerninhalte stärker für die MINT-Fächer nutzen. Digitale Lernangebote können nicht nur zum besseren Kompetenzerwerb in den MINT-Fächern beitragen, sie können auch das Interesse an den Fächern selbst fördern und beleben.
- Berufsberatung intensivieren und zu einem integralen Bestandteil der MINT-Fächer machen. Die Berufsberatung muss die Lebenswelten „Schule“ und „Beruf“ stärker miteinander verbinden. Sie sollte vermitteln, welche in der Schule erworbenen Kompetenzen die Schüler:innen in den einzelnen MINT-Berufsfeldern gut anwenden können.
Über die SINUS-Studie der Deutschen Telekom Stiftung:
Das SINUS-Institut hat im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung unter 10- bis 16-Jährigen eine Umfrage zur MINT-Motivation von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Für die Studie wurden zwischen August und Oktober 2024 über 40 qualitative Interviews bei Kindern und Jugendlichen zuhause und eine quantitative Befragung mit 863 Kindern und Jugendlichen durchgeführt, die repräsentativ für die 10-16-Jährigen in Deutschland ist.
Zur Studie: hier klicken.