Der grade veröffentlichte MINT-Herbstreport hat es noch einmal in aller Deutlichkeit gezeigt: die „drei D“ – Dekarbonisierung, Demografie und Digitalisierung – führen zur immer weiteren Vergrößerung der MINT-Fachkräftelücke. Für das dritte „D“ hält die heute veröffentlichte ICILS-Studie wenig positiven Ausblick bereit. Die aktuellen Befunde und 10-jährigen Verlaufskurven der Entwicklung computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Achtklässler:innen zeigen große Parallelen zur letzten PISA-Untersuchung. Die Kompetenzen sinken, die Risikogruppe wird größer, während die Spitzengruppe weiter schrumpft. Ebenso lassen sich weiterhin eklatante Ungleichheiten zu sozial benachteiligten Gruppen feststellen.
Die schulbezogene Nutzungshäufigkeit digitaler Medien durch die Schüler:innen in der Schule hat sich zwar in den letzten fünf Jahren deutlich erhöht (bei der täglichen Nutzung von 4,4 auf 25,1%), bleibt aber damit dennoch unter dem EU-weiten Mittelwert zurück. In den MINT-Fächern, in denen digitale Medien in den meisten Unterrichtsstunden genutzt werden, liegt sie nur im Fach Informatik (44,5%) höher als im EU-Durchschnitt.
„Besorgniserregend ist der Befund, dass Deutschland bei neueren digitalen Anwendungen mit besonderem Potenzial im MINT-Bereich wie VR/AR oder Simulations- und Modellierungssoftware, aber auch v.a. im Bereich adaptiver Lernsysteme sehr weit zurückliegt“, sagt Indra Hadeler, Co-Vorständin des Nationalen MINT Forums. Das Megathema KI wurde in der Auswertung kaum berücksichtigt – hier darf die internationale Anschlussfähigkeit Deutschlands bezweifelt werden, grade auch im Hinblick auf den schleppenden Ausbau der digitalen Infrastruktur in den Bildungseinrichtungen, so Hadeler weiter.
„Dass Lehrkräfte deutlich häufiger digitale Medien einsetzen, ist ein positiver Trend – wir denken, dass besonders die MINT-Fächer großes Potenzial dafür bieten,“ so Prof. Carsten Busch, Co-Vorstand des Nationalen MINT Forums. Allerdings müssten in der Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte noch deutlich stärker digitale, fachspezifische Ansätze berücksichtigt werden, so Busch weiter.
Beide Vorstände betonten, dass besonders das „Computational Thinking“ (die Fähigkeit, Probleme zu konzeptualisieren) für das MINT-Lernen von großer Wichtigkeit ist – doch auch hier liegt Deutschland weiterhin nur im Mittelfeld. Sie plädieren dafür, besonders auch in der Lehramtsausbildung für die MINT-Fächer, digitale Möglichkeiten und Ressourcen noch deutlich stärker zu Nutzen und zum Einsatz zu bringen. Die Digitalisierung bietet für die MINT-Disziplinen in den Schulen eine große Chance, die jetzt genutzt werden muss.
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