STEM education strategic Plan der EU-Kommission veröffentlicht

Heute wurde der STEM Education Strategic Plan im Rahmen der "Union der Kompetenzen" von der Europäischen Kommission vorgestellt.

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05.03.2025

Berlin, 5. März 2025. Heute hat die Kommission der Europäischen Union den STEM Education Strategic Plan im Rahmen der "Union der Kompetenzen" vorgestellt.

Das Nationale MINT Forum begrüßt grundsätzlich die Initiative der EU-Kommission, der MINT-Bildung über den STEM Education Strategic Plan europaweit mehr Aufmerksamkeit zu geben. Die Fachkräftelücke im Bereich der technischen Berufe ist nicht allein ein deutsches Phänomen. Viele der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, für deren Lösung MINT-Fachkräfte in erheblichem Ausmaß gebraucht werden, betreffen sowohl einzelnen Mitgliedsstaaten als auch die EU als Wirtschafts- und Sozialraum gesamt. Impulse und Initiativen seitens der EU-Kommission zur Stärkung der MINT-Kompetenzen sind wünschens- und unterstützenswert.

Besonders die Gewinnung von mehr Frauen und Mädchen für die MINT-Fächer und die Berufe der MINT-Disziplinen ist dringend geboten. Hier sind die Ausgangslagen in den EU-Mitgliedstaaten durchaus unterschiedlich. Möglicherweise sollte hier noch stärker der Austausch zwischen den Ländern mit hohen und mit eher niedrigen Quoten angeregt werden, um von Erkenntnissen und Erfahrungen zu profitieren. 

Die Betonung der beruflichen MINT-Bildung, die in allen drei Fokusthemen Widerhall findet, halten wir für wichtig. Deutschland hat mit dem dualen System der Berufsausbildung ein Alleinstellungsmerkmal im Arbeitsmarkt, das besonders für die MINT-Berufe große Potenziale bereithält. Im Hinblick auf Integration, Chancengleichheit und die Förderung von Teilhabe ist die duale betriebliche Ausbildung von großem Wert.

Insgesamt unterstützt das Nationale MINT Forum die Initiative der EU, sofern sie die nationalen Bildungssysteme und Zuständigkeiten respektiert und zur Lösung gemeinsamer Herausforderungen beiträgt. Es muss hierbei seitens der EU in erster Linie um Reformimpulse, die Organisation des Austauschs zwischen den Mitgliedern zu best practice und nicht um Vereinheitlichung gehen.

Zusammenfassung:

Die EU-Kommission erstellt den STEM Education Strategic Plan, um auf mehrere zentrale Herausforderungen in der MINT-Bildung zu reagieren. Diese Herausforderungen betreffen sowohl die Bildungsqualität als auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der EU. Die wichtigsten Gründe sind:

1. Fachkräftemangel in MINT-Berufen

  • Europa benötigt mehr Fachkräfte in den Bereichen Technologie, Ingenieurwesen, KI, erneuerbare Energien und digitale Innovation.
  • Der Fachkräftemangel in MINT-Berufen gefährdet das wirtschaftliche Wachstum und die technologische Unabhängigkeit der EU.
  • Unternehmen in der EU haben Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte für Schlüsselindustrien wie die Halbleiter-, IT- oder Raumfahrtindustrie zu finden.

2. Niedrige MINT-Kompetenzen bei Schülern und Studierenden

  • Laut PISA-Studien haben viele Schüler in Europa Probleme mit Mathematik und Naturwissenschaften.
  • Die COVID-19-Pandemie hat die Bildungsungleichheiten verstärkt und zu Rückständen geführt.
  • Weniger Schüler und Studierende entscheiden sich für MINT-Fächer, insbesondere Frauen und sozioökonomisch benachteiligte Gruppen.

3. Mangel an qualifizierten Lehrkräften

  • Es gibt nicht genügend spezialisierte Mathematik- und Naturwissenschaftslehrer in vielen EU-Ländern.
  • Die Ausbildung und Weiterbildung von Lehrkräften in modernen MINT-Methoden ist oft unzureichend.
  • Neue didaktische Ansätze (z. B. interdisziplinäre STEAM-Modelle mit Kunst und Kreativität) sind noch nicht weit verbreitet.

4. Stärkung der technologischen Souveränität der EU

  • Die EU will in Schlüsseltechnologien unabhängiger von Drittstaaten wie den USA oder China werden.
  • MINT-Kompetenzen sind essenziell für Innovationen in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, Green Tech und Cybersicherheit.
  • Investitionen in Bildung und Forschung sollen sicherstellen, dass Europa international wettbewerbsfähig bleibt.

5. Förderung von Innovation und nachhaltiger Entwicklung

  • Der strategische Plan unterstützt die Ziele des Green Deal und der Digitalen Dekade der EU.
  • MINT-Fähigkeiten sind entscheidend für den Übergang zu einer nachhaltigen und digitalen Wirtschaft.
  • Mehr Forschung und Innovation in diesen Bereichen sind notwendig, um Klimaziele zu erreichen und die Ressourceneffizienz zu steigern.

Um all diesen Herausforderungen, die für die meisten Mitgliedsstaaten ebenso gelten wie für Deutschland, langfristig und nachhaltig zu begegnen, soll der EU STEM Education Strategic Plan von drei Fokusthemen geleitet sein:

  • Verankerung von MINT als strategischer Pfeiler in der Bildungs- und Qualifikationspolitik der EU (LEAD)
  • Aufbau eines stärkeren und integrativeren MINT-Talentpools in der EU (LEVEL up)
  • Förderung von Frauen in MINT-Fächern und Inspiration für künftige Innovatoren (LIFT barriers)

Die Kommission formuliert klare Ziele innerhalb dieser Fokusthemen (zusammengefasst, ausführlich direkt im Dokument):

LEAD: Einführung neuer MINT-Ziele auf EU-Ebene für 2030, die durch nationale MINT-Strategien unterstützt werden. Bis 2030 sollte:

  • der Anteil der Personen in MINT-Disziplinen in der beruflichen Erstausbildung sollte bei mindestens 45 % liegen (gegenüber 36,3 % im Jahr 2022); mindestens einer von vier Personen sollte eine Frau sein.
  • der Anteil der Studierenden in MINT-Fächern im Hochschulbereich sollte mindestens 32 % betragen (gegenüber 27,1 % im Jahr 2022), wobei mindestens 2 von 5 Studierenden Frauen sein sollten.
  • der Anteil der Studierenden in ICT-Promotionsstudiengängen sollte 5 % betragen (von 3,7 % im Jahr 2022), wobei mindestens einer von drei Kandidaten weiblich sein sollte.

Des Weiteren plant die Kommission dazu, noch im Jahr 2025 einen europäischen MINT-Exekutivausschuss auf Top-/CEO-Ebene einzurichten, der in strategischen Fragen berät, u. a. bei der Modernisierung der Lehrpläne und der Zusammenarbeit zwischen Bildung und Wirtschaft/Industrie. Sie möchte internationale Indikatoren und Benchmarks zur Messung von Ergebnissen und Evaluierung von Kompetenzbedarfen verstärkt nutzen. Darüberhinaus soll die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten zur Erreichung dieser Ziele gefördert werden.

LEVEL UP: Förderung zukunftsorientierter MINT-Lehrpläne in Schulen, beruflicher Aus- und Weiterbildung und Hochschulbildung.

  • Entwicklung eines MINT-Kompetenzrahmens für Lernende in allen Bildungsstufen. Dieser Rahmen wird die Lehrplangestaltung, den Unterricht, das Lernen und die Bewertung von MINT-Themen leiten.
  • Förderung eines europäischen Ingenieurabschlusses (aufbauend auf den ERASMUS+ Pilotprojekten, Bedürfnisse der Arbeitgeber in verschiedenen Sektoren berücksichtigen).

Des Weiteren plant die Kommission, STEM Bildungszentren in Projekten zu pilotieren um damit auch die Kooperation mit Schulen (über das ERASMUS + Programm) zu unterstützen. Darüber hinaus will sie eine „STEM Tech Talent Initiative“ ins Leben rufen, die junge Menschen für Karrieren in den MINT-Berufen begeistern soll.

LIFT BARRIERS: Mehr Frauen für die MINT-Disziplinen und Berufe zu begeistern, erfordert zielgenauere Maßnahmen der Mitgliedstaaten.

  • „Girls go to STEM“-Initiative soll noch im Jahr 2025 veröffentlicht werden um mehr junge Mädchen über Role-Models und direkten Austausch mit Unternehmen für MINT zu begeistern.
  • „STEM Futures“-Initiative: Identifizierung und Verbreitung erfolgreicher Praktiken in der STEM-Bildung, mit Fokus auf Mädchen und Frauen.

Die Umsetzung des Strategieplans für MINT-Bildung, die 2025 beginnt, wird in die Governance-Strukturen der Union für Kompetenzen und den strategischen Rahmen des europäischen Bildungsraums integriert. Der MINT-Exekutivausschuss wird eine wichtige Rolle bei der Beratung der Kommission bei der Umsetzung dieses Plans spielen.

Weitere Informationen: Union of skills

STEM_Education_Strategic_Plan_2025.pdf

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Julia Saalmann

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Janic Kreutter

Projektmanagement MINTvernetzt

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