Presseinterview: Gemeinsam für gute MINT-Bildung
Die Koordinatoren des Nationalen MINT Forums Henning Kagermann und Thomas Sattelberger im Gespräch
Seit knapp einem Jahr gibt es das Nationale MINT Forum - ein Zusammenschluss von 24 Organisationen und Stiftungen, die sich für die Förderung der Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) einsetzen. Koordinatoren des Forums sind Professor Henning Kagermann, Präsident von acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, und Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender von MINT Zukunft schaffen. Im Interview erläutern sie die Ziele der Initiative.
Herr Professor Kagermann, Herr Sattelberger, welche Ziele verfolgen Ihre beiden Organisationen und die Partner mit dem Nationalen MINT Forum?
Kagermann: Unsere Initiative für das Forum ist auf großen Zuspruch gestoßen - wir haben sehr schnell 22 starke Mitstreiter gefunden. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass die vielen erfolgreichen MINT-Initiativen ihre Kräfte bündeln. Uns alle vereint das Anliegen, die MINT-Bildung in Deutschland nachhaltig zu fördern. Wir wollen uns vernetzen und gegenseitig unterstützen.
Sattelberger: Wir sind davon überzeugt, dass sich genau über diese Vernetzung und Kooperation die Reichweite der beteiligten Initiativen deutlich vergrößert. Doch die vielen Initiativen sind oft wenig miteinander abgestimmt und manchmal sogar zersplittert. So wollen wir nicht nur Synergien zur weiteren Verbesserung der MINT-Bildung in Deutschland schaffen, sondern vor allem auch die Politik mit einer Stimme ansprechen.
Aber brauchen wir denn eine weitere Stimme für die MINT-Bildung? Gibt es nicht bereits genug Initiativen zu diesem Thema?
Sattelberger: Es kann gar nicht genug Engagement für bessere MINT-Bildung geben, denn MINT-Inhalte sind die Basis für das Geschäftsmodell Deutschland und unseren gesellschaftlichen Wohlstand. Das Alleinstellungsmerkmal des Nationalen MINT Forums ist unser Anspruch, eben keine weitere operative Initiative zu sein. Wir wollen vielmehr eine gemeinsame MINT-Stimme der Akteure bilden. Ziel ist es, in drängenden gesellschaftspolitischen Fragen, die mit Hilfe von guter MINT-Bildung lösbar sind, Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Zu diesen Fragen zählen wir zum Beispiel den MINT-Fachkräftemangel oder die Herausforderungen des demografischen Wandels.
Sie haben es angesprochen: Die MINT-Bildung ist für Deutschland zentral wichtig. Können Sie genauer erläutern, warum das so ist?
Sattelberger: In einem Land wie unserem mit wenigen natürlichen Ressourcen und einer Gesellschaft, die von Forschung und Technologie geprägt ist, ist die MINT-Bildung eine wichtige Voraussetzung für die aktive Teilhabe an gesellschaftlichen Entwicklungen. So sollte zum Beispiel jeder Bürger technikmündig sein, um gesellschaftlich relevante Themen in den richtigen Kontext einordnen zu können. Dies erreichen wir nur mit guter MINT-Bildung. Gleichzeitig bieten MINT-Berufsbilder jungen Menschen lukrative Karrierechancen, und die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg. So kommen beispielsweise 74 Prozent der Ingenieurinnen und Ingenieure aus einem nichtakademischen Elternhaus. Hier kann das Nationale MINT Forum dazu beitragen, das Image bestimmter Berufsbilder zu verbessern und mehr Nachwuchs für solche Karrieren zu begeistern.
Das ist ein sehr konkretes Anliegen. In welchen anderen Handlungsfeldern will das Nationale MINT Forum in Zukunft aktiv sein?
Kagermann: In sieben Arbeitsgruppen beschäftigen sich Experten innerhalb des Forums mit verschiedensten Fragen wie beispielsweise der nach Begabungsreserven, mit der Aus- und Fortbildung unserer Lehrerinnen und Lehrer oder der Entwicklung von Qualitätsstandards für MINT-Initiativen. Die beiden letztgenannten Arbeitsgruppen legen bereits auf dem 1. Nationalen MINT Gipfel am 10. Juni 2013 in Berlin erste Ergebnisse vor - alle Partner sind mit hohem Engagement bei der Sache.
Stichwort Nationaler MINT Gipfel: Welche Impulse können wir von dieser Veranstaltung erwarten?
Kagermann: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka besucht den Gipfel und Bundeskanzlerin Angela Merkel hat uns ein Grußwort übermittelt - allein das ist schon ein starkes Signal. Wir werden dort das MINT Forum und seine Arbeitsgruppen vorstellen und auch schon erste Ergebnisse vorlegen. Zweitens schaffen wir mit dem Gipfel Raum für die nötige Vernetzung der MINT-Förderer und damit die Basis für eine starke, verbindliche Kooperation innerhalb des Forums. Drittens erhoffen wir uns Impulse für das Nationale MINT Forum selber - wir sind gespannt auf die Beiträge und Anregungen. Schon im Vorfeld wurden Wünsche an uns herangetragen, die Rolle der Eltern oder die MINT-Berufsausbildung genauer unter die Lupe zu nehmen. Genau solche Rückmeldungen brauchen und wollen wir.
Apropos Anregungen: Ist das Nationale MINT Forum offen für weitere Partner?
Kagermann: Jeder, der unsere strategischen Ziele mittragen und aktiv mitarbeiten will, ist uns willkommen. Wie Herr Sattelberger schon sagte: Es kann nicht genug Unterstützung für eine gute MINT-Bildung geben.
Sattelberger: Aus der Arbeit von MINT Zukunft schaffen wissen wir, dass es heute bereits etwa 15.000 Initiativen gibt, die sich in der ein oder anderen Form mit der Verbesserung der MINT-Bildung beschäftigen. Hier hat sich gerade in den letzten Jahren viel bewegt und es wird viel Gutes geleistet. Tatsache ist aber: Gemeinsam können wir noch mehr erreichen. Wer sich also für bessere MINT-Bildung stark macht, sollte in jedem Fall auf das Nationale MINT Forum setzen und bei uns mitmachen.