Kommentar zum Nationalen Bildungsbericht 2022

Zur Veröffentlichung des „Nationalen Bildungsberichts 2022“ erläutert das Sprecherteam des Nationalen MINT Forums, Edith Wolf und Dr. Ekkehard Winter:

„Der Bericht zeigt: die Finanzierung eines Systems lässt keine Rückschlüsse auf seine Effizienz zu. Die Ausgaben für Bildung wurden in Deutschland seit 2010 kontinuierlich gesteigert. Die Gelder für Bildung sollten zielgerichteter und vor allem langfristiger eingesetzt werden. Bei der Finanzierung müssen Strukturen und systemische Ansätze noch stärker in den Fokus rücken“, betont Dr. Ekkehard Winter, Co-Sprecher des Nationalen MINT Forums. „Digitales Lehren und Lernen ist in der schulischen Bildung nach wie vor stark unterentwickelt. Große Sorgen bereitet uns auch der Lehrkräftemangel. Besonders im MINT-Bereich ist er seit langem bekannt und auch in diesem Bericht thematisiert. Es fehlt an langfristig tragfähigen Konzepten zur Gewinnung von Lehrenden. Der Quereinstieg kann nur eine Säule zur Lösung des Problems sein. Die strukturelle Verknüpfung von schulischem und außerschulischem Lernen stellt einen weiteren Lösungsansatz dar. Hier bietet die Einbindung von MINT- Angeboten in den Ganztag von Grundschulen eine große Chance. Deutschland verfügt im MINT-Bereich über eine große und qualitativ hochwertige Akteurslandschaft. Diese MINT-Bildungsakteur:innen sollten jetzt stärker eingebunden werden“, so Winter weiter.

„Das Bildungssystem eines Landes hat die Aufgabe, allen Kindern und Jugendlichen gleichermaßen Zugang zu und Teilhabe an guter Bildung zu gewähren. Kinder dürfen nicht abhängig von einzelnen Personen, deren persönlichem Engagement, beziehungsweise dem Gehaltszettel ihrer Eltern sein. In Deutschland ist dies jedoch noch viel zu häufig der Fall. MINT-Bildung kann einen erheblichen Beitrag zur Herstellung von mehr Chancengerechtigkeit leisten – auch zwischen den Geschlechtern. MINT-Berufe sind zukunftsträchtig und sinnstiftend, dies kann besonders für junge Frauen einen zusätzlichen Anreiz darstellen. Berufsberatungsangebote müssen solche Aspekte viel deutlicher und vor allem klischeefrei aufzeigen“, so Edith Wolf, Co-Sprecherin des Nationalen MINT Forums. „Der Bildungsbericht zeigt wieder einmal sehr klar den Zusammenhang zwischen Kompetenzen in Mathematik und der späteren Wahl eines Berufes in den MINT-Disziplinen. Die frühe Förderung der mathematischen Kompetenzen muss neben Lesen und Schreiben absolute Priorität haben. Dies sollte sich sowohl in Förderbemühungen als auch in der Ausbildung des Personals wiederfinden. Wir begrüßen diesbezüglich auch die Fortführung des „MINT-Aktionsplans 2.0“ der Bundesregierung. Er ist ein klares Bekenntnis zum Stellenwert der MINT-Bildung in Deutschland“, so Edith Wolf weiter.

Über die Studie:

Der Nationale Bildungsbericht „Bildung in Deutschland“ ist ein indikatorengestützter Bericht, der das deutsche Bildungswesen als Ganzes abbildet und von der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung bis zur Weiterbildung im Erwachsenenalter reicht. Er wird von einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftler:innen unter der Federführung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation erarbeitet.

www.bildungsbericht.de

 

Ansprechpartnerin:
Mara Ascher: mara.ascher(at)nationalesmintforum.de; 0159 01 85 80 16