Kommentar zum MINT Nachwuchsbarometer 2022
Zum heute erschienenen MINT Nachwuchsbarometer, veröffentlicht von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Joachim Herz Stiftung, erklärt das Sprecher-Team des NMF:
„Das MINT-Nachwuchsbarometer bestätigt die zahlreichen Studien, die sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf die Bildung von Kindern und Jugendliche befassen. Wie unter einem Brennglas wurden die ohnehin schon bestehenden Probleme der MINT-Disziplinen nun noch einmal verschärft: die Lernrückstände im Fach Mathematik, die mangelnde digitale Ausstattung der Lehrenden und Lernenden und die fehlenden didaktischen Konzepte, die sinkende Zahl der Erstsemester in den MINT-Fächern an Hochschulen oder der Rückgang an Ausbildungsverträgen im Bereich der beruflichen Bildung. Wir betrachten all diese Entwicklungen mit großer Sorge,“ so Edith Wolf, Co-Sprecherin des Nationalen MINT-Forums. „Eine Zahl fällt dabei auf: Der Anteil der Frauen an MINT-Ausbildungsberufen liegt bei 11%. Dieser seit Jahren dramatisch niedrige Wert zeigt, wie wenige Mädchen und Frauen ihre beruflichen Perspektiven in einer MINT-Ausbildung sehen. Hier liegt großes Potential und daran müssen wir gemeinsam mit Politik, LehrerInnen, ErzieherInnen und Eltern arbeiten,“ so Wolf weiter.
„Kurzfristig aufgelegte Programme werden zur Lösung dieser vielfältigen Problemlagen allerdings wenig helfen. Wir glauben, dass es dauerhafte, kontinuierliche Strukturen braucht, um beispielsweise schulische und außerschulische Angebote wirkungsvoll miteinander zu verknüpfen. Besonders im Hinblick auf Chancengerechtigkeit und Teilhabe bietet der Ganztag hierfür ein großes Potential. Deutschland hat eine vielfältige Landschaft an außerschulischen MINT-Akteuren, nutzen wir diese endlich besser!“ kommentiert Dr. Ekkehard Winter, Co-Sprecher des Nationalen MINT Forums. „Ein weiteres massives Problem ist und bleibt, besonders im Fach Informatik, auch der MINT-Lehrkräftemangel, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Die Lösung dieses Problems können wir nicht allein den Hochschulen überlassen. Der Arbeitsort Schule muss endlich zeitgemäßer, digitaler und zukunftsorientierter gestaltet werden. Nur so schaffen wir es, verstärkt Anreize für die Aufnahme eines MINT-Lehramtsstudiums zu setzen. Denn MINT-Berufe sind Weltenretterberufe – egal ob in Forschung, Lehre oder im Betrieb! Nur mit den innovativen MINT-Disziplinen werden wir die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie die Mobilitäts-, Energie- oder Klimawende gestalten können,“ so Winter weiter.
Über die Studie: Das MINT Nachwuchsbarometer ist ein bundesweiter Trendreport. Der Bericht versammelt und kommentiert die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zur Nachwuchssituation im MINT-Bereich von der frühen Bildung bis zur beruflichen Ausbildung und zum Studium. Der kompakte Überblick liefert eine empirisch fundierte Planungs- und Entscheidungshilfe für die Verantwortlichen in Bildung, Hochschulbildung, Politik und Wirtschaft.
Ansprechpartnerin:
Mara Ascher: mara.ascher(at)nationalesmintforum.de; 0159 01 85 80 16