Das Bildungssystem braucht eine massive Transformation
Edith Wolf, Co-Sprecherin des Nationalen MINT Forums:
„Der heute veröffentlichte Bildungsmonitor zeigt noch einmal sehr deutlich, in welch ungünstiger Konstellation wir uns aktuell befinden: dem massiven Fachkräftemangel, dem demografischen Wandel, einem enormen Lehrkräftemangel und deutlichen Kompetenzverlusten der Schüler:innen stehen riesige Transformationsaufgaben für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gegenüber. Diese Aufgaben werden nur mit gut ausgebildeten Personen in den MINT-Disziplinen zu bewältigen sein. Leider sind, neben der „Schulqualität“ und der „Integration“, ausgerechnet im Handlungsfeld „Hochschule/MINT“ bundesweit die größten Rückschritte zu verzeichnen.
Die Bundesländer müssen endlich voneinander lernen und profitieren, denn gute Bildung darf keine Frage des Standortes sein. Die Potentiale sind vorhanden: so gibt es beispielsweise an der Universität des Saarlandes den bundesweit einzigen Studiengang „Educational Technology“, der den Brückenschlag zwischen den Bildungs- und den Computerwissenschaften schafft. Die Sonderauswertung der Studie zeigt zudem, welche Bundesländer im Bereich der Digitalisierung des Lehrens und Lernens schon weit vorangeschritten sind. Diese guten Beispiele sollten Schule machen. Hier setzt auch die Idee eines Kooperationsgebotes an, dass das Nationale MINT Forum seit langem fordert. Nie war es so dringend wie jetzt, die bildungspolitische Kleinstaaterei endlich zu beenden.“
Dr. Ekkehard Winter, Co-Sprecher des Nationalen MINT Forums:
„Die im Gutachten identifizierten größten Transformationsaufgaben der „4D“ (Digitalisierung, Demographie, Dekarbonisierung, De-Globalisierung) müssen noch um „1B“ ergänzt werden, denn auch die zukunftsfähige Gestaltung unsers Bildungssystems ist eine der größten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. In einer Zeit, in der wir gut ausgebildete Menschen dringender denn je brauchen, öffnet sich die Schere der Bildungsungerechtigkeit immer weiter. Das Bildungssystem muss jeden einzelnen mitnehmen und jedem die Möglichkeit für gesellschaftliche Teilhabe, ein selbstbestimmtes Leben und berufliche Perspektiven eröffnen. Das Lernen und die Lehre in den MINT-Disziplinen eröffnet vielfältige Chancen: es fördert digitale Kompetenzen und Kritikfähigkeit, Medienkompetenzen und Quellenbeurteilung. All dies kommt Kindern und Jugendlichen auch in anderen Fächern zugute.
Besonders die strukturelle Verbindung zwischen schulischem und außerschulischem MINT-Lernen spielt eine zentrale Rolle und kann einen großen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Bildungssystems leisten, daher begrüßen wir das Engagement des Bundesbildungsministeriums im Hinblick auf die MINT-Bildung durch Erweiterung des MINT-Aktionsplanes. Dennoch liegt die Aufgabe nicht allein im Bereich der Bildungspolitik: neben dem oben erwähnten Kooperationsgebot hoffen wir auf ein ressortübergreifendes Engagement, das auch die Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- und Jugendpolitik mit einbezieht. Nur so gelingt der gemeinsame Kraftakt.“
Über die Studie:
Die Vergleichsstudie „Bildungsmonitor“ wird seit 2004 vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt. In die jährlich erscheinende Vergleichsstudie werden 93 Indikatoren einbezogen, anhand derer die Bildungssysteme der 16 Bundesländer verglichen werden.
Ansprechpartnerin:
Mara Ascher: mara.ascher(at)nationalesmintforum.de; 0159 01 85 80 16